Depression - Nichts ist mehr selbstverständlich

Depression - Nichts ist mehr selbstverständlich

Dunkle Schatten der Vergangenheit drängen in mein Jetzt und Hier,

begleiten mein Leben, mein Fühlen, mein Handeln, bringen mir Angst und Panik.

Dunkle Schatten der Krankheit machen mich lustlos, antriebslos, inaktiv und gefühllos.

Dunkle Schatten der Krankheit geben mir innere Leere, die weh tut, keine Tränen mehr.

Dunkle Schatten nehmen mir die Kraft für ganz alltägliche Dinge. Kleine Dinge werden groß.

 

Reiß dich mal zusammen, ist einfach nur der falsche Rat, denn das kann ich nicht.

Geht nicht gibt es nicht, sagt der Gesunde. Geht nicht gibt es, sagt der Depressive.

Ich gebe dir mein Lächeln. Sage, mir geht es gut. Nur damit ich nicht auffalle.

 

Die Depression verändert die Sicht auf mich selbst. Oft kreisen dunkle Gedanken im Kopf.

Ich kann mich selbst nicht leiden, weil ich so unvollkommen bin.

Selbstvorwürfe, böse Selbstkritik und Selbstzerfleischung bestimmen so manchen Tag.

Die Hektik des Alltags und seine Anforderungen kann ich nicht bestehen.

Ich ziehe mich zurück, gehe nicht vor die Tür, nicht mal spazieren.

Ich bin nicht belastbar, nicht in der Lage zu arbeiten.

In mir tobt der Kampf, der Kampf um mein Leben.

 

Als Rentnerin gehe ich nun durch die Zeit.

Doch sitze ich meistens auf meinem Sofa ganz allein.

Meine Maske hab ich abgelegt und verbrannt. Ich brauche sie nicht mehr.

Ich habe keinen Grund mehr mich zu verbiegen, kann gerade stehen.

Auch perfekt sein, ist nicht mehr mein Lebensziel.

Was heute nicht wird, wird vielleicht morgen oder übermorgen.

Was ist Gut, was schlecht für mich? Ich lerne es. Jeden Tag ein wenig mehr.

Loslassen von alten Selbstbildern, von Menschen die mir nicht gut tun gehört dazu.

 

Die Therapie begleitet mich in meiner Krankheit.

Ich lerne mich ganz neu zu sehen, mich zu verstehen.

Sie lässt mich zurückschauen, um vorwärts zu gehen.

Sie lehrt mich Achtsam zu sein, mich anzunehmen wie ich bin.

Ich kämpfe jeden Tag um ein wenig Normalität. Nichts ist selbstverständlich.

Und doch bin ich ein Mensch, wie du, nur eben mit psychischer Beeinträchtigung. 

Das ist nicht schlimm.

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