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IRRT-Einmal in die Hölle und zurück

IRRT-Einmal in die Hölle und zurück

Hört sich furchtbar an. Ist furchtbar. Es ist der einzige Weg, der Vergangenheit ihren Schrecken zu nehmen.

Hinzusehen. Hinzufühlen. Hinzuhören.

 

Zurück im Jetzt, wird es leichter. Bilder bleiben. Geräusche bleiben. Stimmen und Worte bleiben. Und doch wird die Distanz größer. Ich war noch einmal dort. Genau an der Stelle, in dem Haus, in der Wohnung und in der Begebenheit. Ich war zweimal dort. Ich war bewusst und gehalten zweimal dort. Ich habe die Begebenheit verändert, positiv verändert. Ich habe mich selbst in den Arm genommen. Ein versöhnlicher Abschluss.

 

Diese Bild der Umarmung ist in mir. Es tut mir in der Seele und im Herzen gut. Es war ein Höllenritt und ich würde es wieder tun. Ja. Weil es trotz allem Schmerz, anders ist.

 

Seit diesem Tag, sind mein Körper und mein Kopf auf Abwegen. Ich weiß nicht wohin mit mir. Die Last auf meinen Schultern droht mich verrückt zu machen, zu zerbrechen. Meine Füße haben doppelseitiges Klebeband an den Sohlen. Meine Beine wollen nicht wie ich will. Mein Kopf ist leer und will nicht denken. Die Ohren sind komisch, wie verstopft und meine Konzentration ist im nirgendwo. Ich bin so unendlich müde, kraftlos und einfach total neben der Spur.

Aufgeben ist nicht.

 

Ich bin froh über jeden Tag, den ich überstanden habe. Ich schaffe noch Therapie-Einheiten mit letzter Kraft. Ich bin im Überlebensmodus. Ich agiere und bin da. Ist die Stunde vorüber, möchte ich am liebsten zerbrechen. Pause. Weiter geht es. Auch am Wochenende komme ich nicht weiter. Alles Versuche mir Gutes zu tun scheitern. Nichts holt mich wirklich aus diesem „Schwer“. Alles ist zu viel, ob Fotos, einfache Spiele, kurze Unterhaltungen, in der Sonne sitzen, Spaziergang … Egal. Ich bin sogar zu müde zum schlafen. Ich liege im Bett und freue mich, doch der Schlaf kommt nicht und die Last, diese Schwere bleibt. Sonntag, dann zum Mittagessen, bemerke ich meine Dissoziation. Ich kann den Teller kaum festhalten, meine Beine sind weich wie Pudding. Ich schleppe mich aufs Zimmer. Oh mein Gott, so geht das nicht. Flauer Magen, Übelkeit, weiche Beine, summen im Blut. Ich glaube ich werde verrückt. Ohne wirklich die Gefahr zu ermessen, mache ich mich auf an die Elbe. Ablenken, fotografieren, Sonne. Es ist gut gegangen und ja für eine Weile hat es mich abgelenkt. Aber diese Schwere ist immer noch da. Noch eine Nacht ohne wirklichen Schlaf.

 

Die Woche beginnt. Mir geht es schlecht. In der ersten Therapie-Einheit ist so weit. Der gesamte Körper streikt. Nichts, gar nichts geht mehr. Ohrensausen, Nervensurren, Druck auf den Schultern, jedes Wort ist wie ein Schrei, ich kann nicht mal meinen Kopf halten, meine Beine versagen ihren Dienst. Ich bin im Kopf da, aber ich bin nicht handlungsfähig. Absolutes Chaos. Angst. Hilfe.

 

Dissoziation der anderen Art, der neuen Art. Unvorbereitet, schnell, heftig.

 

Wieder hilft einfach gar nichts. Ich bringe den Tag hinter mich. Mir geht es schlecht. Sehr schlecht. Da muss ich durch. Es wird auch wieder besser. Es folgt eine Nacht und endlich kommt der Schlaf. Tiefer Schlaf bis in den späten Vormittag. 

 

IRRT (Imagery Rescripting & Reprocessing Therapy)

Die IRRT ist eine Therapiemethode zur Behandlung von PTBS und anderen Traumafolgestörungen

Visuelle und verbale Interventionen werden kombiniert, um Zugang zu belastenden traumabezogenen Bildern zu gewinnen, diese zu konfrontieren, zu transformieren und emotional zu bewältigen.

  1. In der ersten Phase werden die belastenden Bilder und assoziierten Emotionen des Traumas vom Patienten in sensu wiedererlebt und verbalisiert.

  2. In der zweiten Phase liegt der Schwerpunkt auf der Konfrontation und Entmachtung des Täters durch das aktuelle Ich des Patienten, das als zusätzlicher Persönlichkeitsanteil auf dessen innerer Bühne eingeführt wird.

  3. In der dritten Phase geht es um die Entwicklung von Bildern der Beruhigung, Tröstung und Versöhnung zwischen aktuellem Ich und dem damaligem Ich.

 

 

Im Rahmen von Nachbesprechung und Hausaufgaben wird parallel an der Vertiefung und Verankerung des Erreichten und an der kognitiven Umstrukturierung gearbeitet.

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